Ich grüße Dich mit Verpflichtung und Wahlfreiheit, den beiden Worte aus der ersten Montagsziehung für den August!
Spannende und passende Wörter für eine Zeit, in der viele Menschen Urlaub und damit eine Pause von ihrem (Berufs-)Alltag haben, in der gewohnte Verpflichtungen in den Hintergrund treten und gefühlt mehr Freiheit in der Tagesgestaltung liegt.

Im Idealfall genießen wir neue Eindrücke, Entspannung oder/ und Abenteuer, nehmen uns (mehr) Zeit für uns selbst und für Menschen, Aktivitäten, Dinge, die sonst eher zu kurz kommen und steigen dann erfüllt, aufgetankt und mit Vorfreude und Tatendrang wieder in unseren Job ein und gehen frei unseren (Wahl-)Verpflichtungen nach.

Zu schön, um wahr zu sein?

Für viele Menschen sieht die Realität komplett anders aus. Sie beginnen ihren Urlaub mit Krankheit – denn der Körper bekommt jetzt endlich die Chance gehört zu werden und Ruhe einzufordern – und fürchten sich am Ende ihres Urlaubs vor dem Wiedereinstieg, denn sie spüren den Widerstand, die Abwehr gegenüber dieser Verpflichtung so viel deutlicher, da sie in der Zwischenzeit ihre innere Stimme nicht komplett unterdrückt haben und gemerkt haben, wie gut es ihnen tut, mehr im Einklang mit den eigenen Wünschen und Werten zu leben.

Zeit, die Veränderung endlich anzugehen?
Fehlanzeige.
Schließlich fühlen sie sich verpflichtet und glauben, sie hätten keine Wahl. Und damit beginnt eine neue Runde des Hinlebens und Wartens auf Wochenenden und Urlaube, des Durchhaltens und Aushaltens, der Krankschreibungen und des Betäubens der eigentlichen Wünsche und Bedürfnisse mit Gründen und Rechtfertigungen.

Vielleicht kennst Du das auch von Dir, dass Du immer mal wieder „Anti-Dinge“ tust, obwohl Du „eigentlich“ weißt (auch wenn Du versuchst, es zu verdrängen), dass deren Erfüllung Dir physisch und/ oder psychisch schadet?
Ich bin oft genug selbst in diese Falle getappt, um zu wissen, wie energieraubend sich das anfühlt und welche negativen Konsequenzen das hatte/ hat. Ich würde gern von mir behaupten, dass mir das nicht mehr passiert, doch das wäre gelogen. Zumindest kann ich berichten, dass es mir sehr viel weniger häufig, weniger lang und bei weniger Dingen passiert, und dass sich das in der entsprechenden Konsequenz auf allen Ebenen zu 100% positiv auf mein Leben auswirkt.

Warum bleiben wir bei und in Verpflichtungen (nicht nur beruflich), die wir vielleicht einmal frei gewählt haben, die jedoch längst nicht mehr unseren Bedürfnissen, unseren Werten und Motiven, unserer Seele entsprechen?

Ich vermute, solange die Furcht vor den vorgestellten negativen Konsequenzen etwas (nicht) zu tun größer ist als die Magie aus der Vorstellung der positiven Benefits der Veränderung, solange bleiben wir „kleben“. Und das nicht nur im energieraubenden Job, sondern auch in jeder anderen Situation, aus der wir uns nicht befreien.

Solange wir uns Sorgen machen (den sorgenvollen Gedanken Aufmerksamkeit, Wichtigkeit und Energie schenken), können wir uns nicht frei (neu) entscheiden, denn diese Art Angst (Gefühl der Bedrohung des körperlichen oder psychischen Wohlbefindens) schränkt immer unser freies Denkvermögen ein und damit auch die Kreativität, die wir brauchen, um auf neue Ideen zu kommen.

„Love it, change it or leave it” ist ein Motto, das sehr gut aufzeigt, dass wir durchaus die Wahlfreiheit haben, die jedoch nicht die Änderung der äußeren Umstände meint, sondern die in unserem Herzen und zwischen unseren Ohren sitzt. Dabei spreche ich nicht von „positiv denken“, oder dass wir einfach nur unser „mindset“ ändern müssen, sondern von der inneren Freiheit, mit der wir geboren werden. Wir sind nie verpflichtet, etwas Bestimmtes zu denken oder in einer vorgegebenen Weise zu fühlen und wir haben immer die Wahl, immer wieder neu zu denken und damit zu fühlen.

Auch wenn es sich manchmal so anfühlt, dass Wahlfreiheit nur eine Illusion ist, weil wir so viele Verpflichtungen haben, die wir glauben, erfüllen zu müssen, ist dieser Gedanke als solcher  nur so lange wahr, wie wir ihn für wahr halten. Öffnen wir uns der Möglichkeit, dass wir bestehende (negative) Verpflichtungen auflösen und neue Verpflichtungen mit positiven Konsequenzen eingehen können, ohne dass der innere „Aber-Typ“ im Kopf Amok läuft, ist der erste und wichtigste Schritt für eine Veränderung gemacht. Möglicherweise hilft dabei die Erinnerung, dass die Erfüllung unseres Bedürfnisses nach Sicherheit, unserer Blankoressource für Heilung und Entwicklung, nie in den Dingen im Außen wohnt, sondern in dem  Vertrauen ins Leben wohnt.

Natürlich ist nicht jede Verpflichtung negativ behaftet, im Gegenteil! Dann beschreiben wir es als freie Entscheidung, als Verantwortungsübernahme, als Sinn-Aufgabe, Berufung, Commitment usw. und wir spüren Tatendrang, Handlungsenergie und Antrieb. Die Verpflichtung ist dann Geländer (statt Begrenzung), Rahmen (statt Einschränkung), fester Boden (statt Last), Freiheit (statt Zwang), frei gewählt (statt aufgedrückt). Sie ist dann leicht, einfach und ein „no-brainer“, wenn sie zu uns passt, in Übereinstimmung mit unseren Werten und Bedürfnissen steht und Körper, Geist und Seele im Einklang „ja“ sagen. Dann erfüllen wir gleichtzeitig die Verpflichtung uns selbst gegenüber, die „Sorgfaltspflicht“, die wir für uns selbst tragen.

Schwierig oder schwer wird es, wenn wir eine Verpflichtung eingehen oder glauben, sie halten zu müssen, um unserem idealen Selbst- oder vorgestelltem Fremdbild zu entsprechen und z.B. als zuverlässig, rücksichtsvoll, verantwortungsbewusst, loyal und pflichtbewusst wahrgenommen zu werden, während die Verpflichtung selbst jedoch gegen unsere tiefsten Werte geht.
Wir fürchten uns davor, uns selbst in emotionale Schwierigkeiten zu bringen, uns selbst der Bandbreite an unangenehmen Gefühlen auszusetzen, die wir gegenüber anderen haben, wenn sie nicht das tun, wozu sie unserer Meinung nach moralisch, rechtlich, finanziell, persönlich etc. verpflichtet sind. Dann spüren wir Missbilligung, Ärger, Verachtung und Enttäuschung. Wir wollen diese Gefühle uns gegenüber ebenso wie drohende Schuld und Scham vermeiden, denn „so jemand“ wollen wir nicht sein oder so wahrgenommen werden. Stattdessen stellen uns lieber zurück, üben falsche Bescheidenheit, ignorieren unsere wahren Wünsche und leben unser Leben nicht in seiner möglichen Fülle an Möglichkeiten und Freiheiten.

Wenn wir aus dieser Zwickmühle herauskommen und mehr Klarheit gewinnen wollen, lohnt es sich zu fragen: aus welcher Verpflichtung gehe ich diese Verpflichtung ein/ bleibe ich in dieser Verpflichtung?

Wenn Du magst, nimm Dir etwas Zeit für Dich, um Deine Verpflichtungen zu „sichten“ als Bestandsaufnahme und ohne Wertung. Nutze dafür gern folgende Fragen als Impulse:

  • Welche Verpflichtungen hast Du? (z.B. persönlich, beruflich, rechtlich, sozial, finanziell)
  • Wem und was fühlst Du Dich verpflichtet? Warum?
  • Ist Deine innere Zusage zu diesen Menschen, Dingen, Aktivitäten immernoch aktuell und frei?
  • Wenn nicht, warum hältst Du daran fest?
  • Welche Gründe führst Du an, dass Du Dich aus dieser Verpflichtung nicht lösen kannst?
    Das macht man so (nicht)…, ich muss doch…, ich habe so viel investiert…, ich hätte dann keine Alternative…, ich kann doch nicht einfach machen, was ICH will…, wenn ich das nicht mache, dann…
  • Wenn Du die Wahl hättest, was würdest Du stattdessen lieber sein/ haben/ tun/ fühlen?

Wenn Du es noch etwas weiter führen willst, lade ich Dich zu einem Experiment ein:

Für die kommenden 2 Wochen verpflichte Dich dazu, (nur) das zu tun, was Du wirklich willst.
Von Moment zu Moment. Nicht als große Lebensfrage, sondern früh, mittags, abends und zwischendurch als Check-in, frag Dich immer wieder: Was will ich gerade jetzt wirklich?
Oder alternativ: Wenn ich jetzt wüsste, was gut für mich ist, was würde ich dann tun?

Und dann tu genau das. Diese eine kleine Sache. Nicht mehr, nicht weniger. Und dann die nächste. Und die nächste. Nicht mehr, nicht weniger.
Und schau, was passiert.

Diese Art Selbstverpflichtung ist die die tiefste Form der Verpflichtung. Sie beginnt mit einer klaren Entscheidung, sich selbst und seinen Zielen gegenüber treu zu bleiben und ist nicht nur ein Versprechen, sondern eine Haltung.

Hast Du Angst, dass Dein Leben aus den Fugen gerät, wenn Du (nur) das machst, was Du (eigentlich) wirklich, wirklich willst?
Disclaimer: Nur weil Du weißt, was Du wirklich, wirklich willst, heißt das nicht, dass Du es auch wirklich tun musst…(auch wenn es das Beste ist, was ich Dir für das sprudelnde Gefühl der Lebendigkeit empfehlen kann). Die Wahlfreiheit spielt hier eine entscheidende Rolle: Wir haben die Freiheit zu wählen, ob und welchen Zielen wir uns verpflichten wollen oder nicht.

Was willst Du wirklich gerade jetzt tun? (Nachdem Du diese Zeilen zu Ende gelesen hast?)

Fang klein an.
Vielleicht lautet die Antwort ja einfach: „Musik anmachen und durch die Wohnung tanzen, einen Kaffee trinken, B. anrufen, spazieren gehen, die Email schreiben, xyz recherchieren“ und nicht „auswandern, ein Tattoo stechen lassen, den Job kündigen“ (wenn das nicht dran ist).
Nimm Dir immer im Hier und Jetzt die kleinstmögliche Einheit – und wenn es ist, (nur) das Gefühl dafür im eigenen Körper zu spüren und die vielen kleinen Flecken in Deinem Tagesteppich zu entdecken, die Du schon in den Farben Deiner Wahl weben kannst.

Wenn wir es schaffen, unsere Verpflichtungen so frei und bewusst zu gestalten, dass sie uns entsprechen, dann öffnen sich selbst innerhalb von Verpflichtungen Wahlfreiheiten, die wir vorher nicht für möglich gehalten haben.

Wenn Du magst, berichte mir gern, wie das Experiment für Dich läuft, was Du für Dich entdeckst und was Dir dadurch bewusst wird.

In diesem Sinne wünsche ich Dir frohes Experimentieren und Forschen im Feld Deiner Verpflichtungen und freue mich, von Dir zu hören.

Herzlichst
Gisela

P.S. Die „Live-Impulse“ aus der Montagsziehung zu Verpflichtung und Wahlfreiheit findest Du hier: 

P.P.S. Hier kannst Du einen kostenfreien 30-Minuten-Termin buchen, wenn Du mehr Gesprächsbedarf hast: Online Terminbuchung – Gisela Backe – Coaching und Design (brevo.com)

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