Herzlich Willkommen im Dezember!
Mit Abenteuer und Abschied, den beiden Worten aus der Montagsziehung, haben wir eine recht „explosive“ Mischung, denn beide Worte bringen jeweils eine große emotionale Bandbreite mit sich, die nicht immer leicht auszuhalten ist und vor der wir uns manchmal auch fürchten.
Als Mitinitiatorin von career adventuring liegt es natürlich nahe, den Begriff Abenteuer heute auf die Karriere zu beziehen. So ist career adventuring aus dem Gedanken heraus entstanden, dass wir Karrieren als Abenteuerwege erlebbar machen wollen. Für uns sind Karrieren nicht linear und vorgegeben, sondern entwickeln sich beim Gehen. Entsprechend entsteht jede Karriere immer wieder neu: Jeden Tag warten auf jeden von uns neue Aufgaben (Orte), neue Lernfelder (unerwartete Hindernisse) und neue Fähigkeiten, die entdeckt werden wollen – wie bei einer Abenteuerreise.
Je nachdem, wie wir ticken, ob wir Abenteuer als etwas Erstrebenswertes erachten oder es eher vermeiden wollen, abhängig davon, wie ausgeprägt auch die anderen Motive wie z.B. Ordnung/ Struktur oder Bewahren/ Tradition sind, wird das Thema Abenteuer generell und speziell im Beruf unterschiedliche Reaktionen hervorrufen. Ein Risiko mit ungewissem Ausgang einzugehen (oder eingehen zu müssen), sich innerlich und/ oder räumlich aus der Komfortzone, d.h. aus dem geschützten Alltagsbereich, dem gewohnten Umfeld und sozialen Netzwerk zu entfernen, mag für die einen Vorfreude mit „Hin-zu-Handlungsimpuls“ auslösen, für die anderen in einer Vermeidungsreaktion resultieren.
Wie bei allem – das Maß bestimmt, ob es Gift oder Arznei ist.
Ein Zuviel oder ein Zuwenig über lange Zeit kann uns (und unser Immunsystem) schwächen, wenn wir ständig außerhalb unserer ganz individuellen Balance schwingen. Gleichzeitig haben wir selbst in der Hand, ob wir uns einen „Immunbooster“ mischen und uns selbst die Chance geben, innerlich beweglicher und freier zu werden.
Es ist in diesem Sinne durchaus hilfreich, Karriere als eine berufliche (Abenteuer-)Reise zu sehen, die sowohl mit Unsicherheiten und neuen Herausforderungen als auch mit immer wieder neuen Chancen für persönliches und berufliches Wachstum verbunden ist. Für ein bisschen mehr (das richtige Maß an) Spannung, Lebendigkeit, Horizonterweiterung und eine erfüllte Karriere braucht es die innere Bereitschaft, den Mut, sich auf unkonventionelle Wege einzulassen, offen zu sein für neue Lernmöglichkeiten, neue Fähigkeiten zu entwickeln und die Vielfalt der (beruflichen) Möglichkeiten zu erkunden. Wenn wir Schwierigkeiten als Teil eines (positiv) aufregenden Abenteuers betrachten, kann auch dies dazu beitragen, Stress zu reduzieren. Wir werden flexibler im Umgang mit Veränderungen und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass wir wunderbares Neues (in und an uns) entdecken und entwickeln, wertvolle „Werkzeuge“ für unsere Reise erlernen und tatsächlich Spaß auf jedem Wegabschnitt haben.
Sicherlich kennst Du die Zeilen „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ des Gedichtes von Hermann Hesse, das auch folgende Verse hat „Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein und Neubeginne. […] Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, mag lähmender Gewöhnung sich entraffen. […] Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!“
Sie sind wie die Ermutigung, sich auf die (Abenteuer-)Reise zu begeben und auch Abschied zu nehmen.
In beruflichen Kontexten kann Abschied den schmerzlichen, aber notwendigen Prozess des Loslassens alter Positionen, Kollegen*innen oder Unternehmen widerspiegeln, der dann mit Gefühlen von Verlust, Trauer und Wehmut verbunden ist. Besonders bei unfreiwilligem Ausscheiden aus dem Job, sei es durch Kündigung, krankheits- oder altersbedingt, trifft es Menschen besonders hart und sie haben größere Schwierigkeiten, mit dieser Etappe (z.B. Arbeitslosigkeit) mit all den damit verbundenen Assoziationen, Selbstwertverlust und Befürchtungen zurechtzukommen.
Schauen wir auf die andere Seite der Medaille mit einer „Neubeginn-Perspektive“, so kann Abschied jedoch auch als notwendiger und gleichzeitig lohnender Schritt für neue Anfänge betrachtet werden, eine Gelegenheit für Wachstum und Veränderung, während man sich von Vergangenem löst. Berufliche Abschiede öffnen uns (andere) Türen zu neuen Karrierewegen, Positionen und Möglichkeiten und sind ein wichtiger Schritt in Richtung unserer beruflichen und/ oder persönlichen Weiterentwicklung.
Auch wenn wir es manchmal nicht hören wollen und ertragen können: Abschied ist eine Konstante im Leben, ein unausweichlicher Teil von Übergängen und Veränderungen, den es gilt durchzufühlen mit all den Auf-und-Abs. Und obwohl wir manchmal glauben, wir könnten oder sollten unsere Emotionen, Bedürfnisse und Werte „an der Pforte“ abgeben, haben diese auch in dem Bereich Job und Karriere den gleichen Einfluss auf uns und unsere Entscheidungen wie in allen anderen Bereichen unseres Lebens. Uns selbst zu kennen, zu wissen, warum wir reagieren, wie wir reagieren, kann auch im beruflichen Kontext eine enorme Erleichterung sein.
Selbst wenn wir die Stelle nicht wechseln und keinen von außen initiierten Abschied erleben (müssen), haben wir immer wieder die Chance „neu“ anzufangen bzw. uns eine neue Etappe zu erobern. Wir können uns Schritt für Schritt von hinderlichen Glaubenssätzen, Vorstellungen, wie wir, jemand, etwas zu sein hat, übermäßigen Erwartungen an uns selbst und andere trennen. Mit jedem dieser (inneren) Abschiede und dem Erleben, wieviel Kraft im Loslassen liegt, werden wir freier für unser (Karriere-)Abenteuer im positiven Sinne.
Vielleicht helfen Dir auch die folgenden Fragen dabei, wenn Du für Dich in den kommenden 2 Wochen beobachtest, wie Du Abenteuer und Abschied erlebst, sei es im Beruf oder in anderen Bereichen Deines Lebens:
- Bedeutet Abenteuer, ein neues Kapitel aufzu schlagen und automatisch Abschied nehmen (müssen) vom Vertrauten?
- Welches Gefühl verbindest Du jeweils mit Abenteuer und mit Abschied? Das eine automatisch positiv und hoffnungsvoll und das andere eher mit Trauer verknüpft? Oder hat Abschied auch etwas hoffnungsvolles und Abenteuer löst Unwohlsein aus?
- Wie kannst Du beides gut für Dich nutzen, z.B. loslassen für Dein Abenteuer und Dich auf das Loslassen einlassen als ein Abenteuer?
- Welche Fragen, Gedanken und Bilder kommen Dir noch in den Sinn, die für Dich hilfreich sind?
Ich bin auf Deine Antworten gespannt und freue mich, von Dir zu hören.
Herzlichst,
Gisela
P.S. Hier geht’s zum Video der Montagsziehung für die Wochen vom 04. Und 11.12.2023 (Youtube)
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