Um nochmal die Begrüßung aus der Montagsziehung aufzunehmen: „Herzlich Willkommen und herzlichen Glückwunsch – wir haben den Frühling erreicht!“ 😊

Es ist (immer wieder) erstaunlich, was sich in meinem Erleben durch ein paar warme Sonnenstrahlen, ein paar bunte Tupfer, ein paar Vogelstimmen und ein bisschen Blütenduft ändert und wie wunderbar es ist, in diese (Jahres-)Zeit eintauchen zu können. Ich hoffe, Du kannst dies ebenfalls für Dich in vollen Zügen genießen!!

Gestern beim Spaziergang haben meine Tochter und ich in diesem Zusammenhang darüber gesprochen, dass die Temperaturen hoffentlich nicht nochmal unter 0 Grad rutschen, damit die Blüten der Obstbäume nicht einfrieren mit den entsprechenden negativen Nachwirkungen für die Ernte. Und damit haben wir das berührt, was quasi das Thema der Woche ist, nämlich (antizipierte) Enttäuschung.
Wir waren also gedanklich mit möglichen Konsequenzen eines Ereignisses beschäftigt, das eintreten könnte, auf das wir jedoch keinerlei Einfluss haben und von dem wir nicht wissen, ob es überhaupt eintreten wird. Und mit diesen Gedanken rutschten wir in das gefühlte sorgenvolle Bedauern, das mit diesen Gedanken verbunden war, um uns dann wieder daran zu erinnern, dass es jetzt in diesem Moment keinen Grund zur Besorgnis gab.

Antizipierte Enttäuschung.

Wir können nicht steuern, nicht kontrollieren, ob in diesem Frühling nochmal ein Kälteeinbruch kommt oder nicht bzw. wann (auch wenn wir durchaus mit unserem Handeln einen Einfluss auf das Klima haben). In gewissen Weise können wir uns konkret überlegen, was dann zu tun und hilfreich ist, z.B. um die Balkonpflanzen zu schützen, doch wissen wir auch, dass wir mit Sorgen und schlaflosen Nächten die Natur nicht „umstimmen“ können.

Doch was, wenn wir ein projiziertes, bisher nur in unserer Vorstellung existierendes Ereignis, eine Erwartung oder Konsequenz mit unserer Person (sogar mit unserem Wert) verbinden, damit, ob wir richtig oder falsch denken oder handeln und daran das Glück und die Zufriedenheit anderer Menschen koppeln und dies für real (jetzt und greifbar existierend) halten?

Wir alle kennen das Gefühl, dass sich hin und wieder einschleicht, dass das Glück der Welt (unserer Kinder/ Eltern/ Beziehungen) auf unseren Schultern ruht, dass wir für ihre Zufriedenheit verantwortlich sind und alles dafür tun möchten, sie (und uns) nicht zu enttäuschen.

Doch wie wäre es,

  • wenn wir keine Angst davor hätten, dass jemand enttäuscht von uns ist/ uns mit hängendem Gesicht strafen könnte, sondern dennoch das tun würden, was für uns gut ist?
  • wenn wir nicht glauben würden, wir würden die Erwartungen anderer Menschen wirklich kennen und diese Erwartungen auch erfüllen zu müssen, aus Angst sie sonst zu enttäuschen?
  • wenn wir nicht versuchen würden, die Gedanken und Gefühle anderer Menschen „managen“ oder „gerade biegen“ zu wollen?
  • wenn wir nicht versuchen würden, andere Menschen vor einer Enttäuschung bewahren zu wollen (bzw. vor dem, was wir denken, dass bei ihnen und uns eine Enttäuschung auslösen würde oder richtig/ falsch für sie ist)?
  • wenn wir nicht glauben würden, andere Menschen oder äußere Umstände wären für unser Gefühl der Zufriedenheit oder Enttäuschung verantwortlich, sondern uns selbst darum kümmern würden?
  • wenn wir andere Menschen nicht verantwortlich dafür machen würden, unsere Erwartungen zu erfüllen?
  • wenn wir wüssten, dass wir uns selbst an sich nicht enttäuschen können, sondern nur, wenn wir einer Vorstellung, von dem, was/wie wir sein müssten, mehr Macht geben als uns bewusst zu sein, dass wir selbst diese Vorstellung kreieren und wir nur ein Bild nicht erreichen?
  • wenn wir wüssten, dass es keine „realistischen“ Erwartungen gibt, weil auch sie nur in unserer Vorstellung existieren?
  • wenn wir wüssten, dass wir nicht wissen, was morgen sein wird, was wir und andere Menschen denken und fühlen werden, sondern immer wieder mit Neugier und Großzügigkeit ins Hier und Jetzt SEIN zurück kehren würden?

Spoiler alert: unser „Zustand“ ist unsere Verantwortung, so wie das Innenleben einer anderen (erwachsenen) Person in ihrer Verantwortung liegt. Und damit meine ich nicht ein Erwartungsmanagement, sondern ein fine tuning mit der eigenen Seele.

Enttäuschung ist ein Gefühl, das sich einstellt, wenn etwas unseren Vorstellungen, Vorannahmen und Erwartungen nicht entspricht. Und das kommt vor! Das ist zwar unangenehm, jedoch nicht bedrohlich und schon gar nichts, vor dem man sich schützen oder das man vermeiden muss.

Was wäre,

  • wenn wir keine Angst vor dem Gefühl hätten, enttäuscht zu sein, enttäuscht zu werden oder zu enttäuschen?
  • wenn dieses Gefühl ein somatischer Ausdruck dafür ist, was wir gerade denken?
  • wenn dieses Gefühl eine Einladung dafür ist, zu checken, welche Gedankenwelt wir uns gerade bauen, welche Projektion davon wir auf unsere innere Leinwand senden und dann glauben, dass sie echt ist? Und dann glauben, diese vermeiden, verhindern oder damit umgehen zu müssen?
  • wenn wir wüssten, dass das Gefühl kommt und geht, je nachdem, welche Gedanken wir zur Realität werden lassen?

Was würde das mit unserem Stresslevel machen und der Leichtigkeit im Umgang mit Enttäuschungen?

Im Emotionscoaching arbeite ich hin und wieder mit Aufstellungen, um Menschen zu helfen, mit angenommenen bzw. befürchteten Enttäuschungen, Erwartungen und Emotionen (der eigenen und der anderer Menschen) umgehen zu können. Um damit immer wieder den Punkt zu erreichen, dass in dem Raum, in dem diese Gedanken auftauchen auch andere, neue und frische Gedanken auftauchen können, die für uns hilfreicher und wirklich wahr sind und die unser Erleben und damit unsere Realität sogar von einem Moment auf den anderen verändern können. Gleichzeitig hört die „Jagd“ nach hilfreicheren Gedanken auf, wenn wir verstehen, dass wir nicht unsere Gedanken sind, sondern der Raum, in dem sie kommen und gehen.
Wir können eintauchen in dieses Gefühl der inneren Freiheit und daraus unsere Realität gestalten, ohne Gedanken kontrollieren oder managen zu müssen. Dies gelingt am besten im Hier und Jetzt.

Was würden wir tun (oder lassen), wenn wir keine Befürchtungen rund um das Gefühl der Enttäuschung haben würden, sie nicht vermeiden wollen würden, sondern es als Teil des menschlichen Erlebens ohne besondere Gewichtung oder (angenommenen) Ausdruck des eigenen Werts erfahren könnten? Und keine Angst vor dieser Erfahrung hätten?
Wie Kinder, die beim Laufen lernen immer wieder aufstehen, ohne sich selbst zu zerfleischen, weil sie es nicht sofort geschafft haben?
Applaudieren wir ihnen nicht sogar dafür, dass sie immer wieder aufstehen, es weiter versuchen, mehr lernen, statt (von ihnen) enttäuscht zu sein, dass sie hingefallen sind? Und trösten wir sie nicht, wenn etwas schief gegangen ist, sie sich gestoßen haben, ohne sie dabei in Frage zu stellen?

Was würde mit dem Schulsystem, dem Ausbildungsmarkt und Studiengängen passieren, wenn Kinder und junge Menschen keine Angst mehr davor hätten, ihre Eltern und/ oder Lehrer zu enttäuschen? (Und Liebesentzug befürchten würden/ müssten?)
Was würde sich für Karriereplanungen ändern, wenn wir keine Angst vor „trial and error“ hätten, kein Erwartungsmanagement mehr betreiben müssten und wir die eigene Zufriedenheit (Nicht-Enttäuschung) nicht an den eigenen Leistungen oder denen anderer Menschen festmachen würden?

Können wir uns selbst (und anderen) das Geschenk des Vertrauens, der Neugier, der Offenheit, der Großzügigkeit und der Liebe machen, wenn wir Kuchenrezepte ausprobieren, Bewerbungen schreiben, Beziehungen eingehen oder Veränderungen anstreben?

Enttäuschung gehört zum Leben. Sie ist jedoch kein Grund, es nicht zu leben. Mit all dem, was dazu gehört.

In diesem Newsletter habe ich viele Fragen gestellt, Einblick in meine Sicht der Dinge gegeben und bin sehr gespannt, was Du für Dich „rauspickst“, was für Dich passt oder auch nicht stimmig ist und noch mehr Fragen aufwirft! Schreib mir! Auch wenn Du Dir einen leichteren Umgang mit Enttäuschungen wünschst.

Für mich persönlich bin ich gerade auf Entdeckungsreise, was passiert, wenn ich das Gefühl der Enttäuschung nicht übertünche, sondern als Hinweis nehme, dass ich dann gedanklich und auch in meiner Handlung nicht in der Gegenwart bin, sondern mich damit beschäftige, was gerade nicht ist – sei es in der Vergangenheit oder der imaginierten Zukunft.
Ich nehme das Gefühl als Einladung, zurück zu mir zu kommen.
Die bisherigen „Forschungsergebnisse“ zeigen mir, es lohnt sich 😊

Mit diesem Ausblick wünsche ich Dir eine wunderbare Frühlingsanfangszeit und freue mich sehr, von Dir zu hören.

Liebe Grüße
Gisela

P.S. schau Dir hier gern die ganze Montagsziehung an zum Thema Enttäuschung und auch Gerechtigkeit:

P.P.S. Hier kannst Du einen kostenfreien 30-Minuten-Termin buchen, wenn Du mehr Gesprächsbedarf hast: Online Terminbuchung – Gisela Backe – Coaching und Design (brevo.com)

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